Lobende Erwähnung, Greenhouse Restaurant
Mývatn, Island
Auftraggeber
Bee Breeders Architecture Competitions
Projekt Datum
2022
Kategorie
Ausgangsidee dieses internationalen Wettbewerbs ist das auf Island aufgrund des rauen Klimas weit verbreitete Phänomen der Nutzung von Gewächshäusern zum Anbau von Obst und Gemüse, deren Beheizung aus geothermischer Energie vulkanischen Ursprungs gespeist wird. So ist in den letzten Jahren das ‘Farm-to-Table’ Konzept entstanden, das Erzeugung und Konsum der landwirtschaftlichen Erzeugnisse direkt vor Ort verbindet.
Das Projekt mit dem Namen “Mývatn Fenster” verbindet ein großes Gewächshaus und ein Restaurant in der spektakulären Landschaft der Mývatn Naturbäder, des Vulkans Hverfjall und des Sees Mývatn in der Ferne. Das Restaurant öffnet sich nach allen Seiten hin und schafft so einen besonderen Bezug zum Ort. Während ein großes Fenster im Gastraum einen weiten Blick in die Landschaft bietet, schaffen Fenster an den Seiten und auf der Rückseite des Restaurants eine visuelle Verbindung mit dem angrenzenden Gewächshaus und den Birkengärten.
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Der Entwurf unterstützt den ökologischen Produktionsprozess vom Anbau über die Verarbeitung im Gewächshaus bis hin zum Verzehr von frischem Obst und Gemüse im Restaurant. Die drei Module des neuen Gebäudes repräsentieren diesen Prozess: Gewächshaus, Funktionsblock mit Küche und Restaurant. Alle Module sind visuell und räumlich miteinander verbunden.
Zudem greift der Entwurf die Idee des aktuellen isländischen Aufforstungsprogramms auf. Langfristiges Ziel des Programms ist die Aufforstung von bis zu 25 % der gesamten Landesfläche Islands. So schlägt das Projekt zwei zwischen den Polykarbonat-Wandflächen des Restaurants liegende Birkengärten vor. Neben den Birkengärten gibt es eine Reihe von weiteren Grünflächen. Moosfelder, bepflanzte Steinmauern und begrünte Dächer, die das Regenwassermanagementsystem unterstützen.
Das Gebäude nutzt die geothermische Energie aus dem örtlichen Geothermiekraftwerk Bjarnarflag, dem ältesten auf Island.
Ausgangspunkt für den Entwurf war die charakteristische Transparenz der Gewächshausstruktur. Zwei großflächige Polycarbonat-Ebenen auf einer Stahlkonstruktion umschließen den Baukörper des Restaurants und schaffen eine materielle Verbindung mit dem Gewächshaus. Dies verleiht dem Gebäude den Eindruck von Leichtigkeit in der Landschaft und lässt es mit dem Horizont verschmelzen.
Die Ästhetik der Gewächshausarchitektur findet sich auch im Inneren des Restaurants wieder. Deckenpaneele aus Polycarbonat lassen sanftes Licht in das Restaurant eindringen, während ihre Materialität Form und Struktur des Gewächshausdaches neu interpretiert. Die leichten Fachwerkbinder aus Leimholz schaffen einen Bezug zum menschlichen Maßstab in der umgebenden maßstabslosen Landschaft.
Architekt: Jens Brinkmann
Mitarbeit: Nicole Salfatis Sadka, Chiara Sanguin, Emily Pearce
Renders: Thomas Saint-Guillain